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Rea: Vor Saison gedacht, Weltmeisterschaft wäre nicht möglich

Friday, 2 December 2016 10:08 GMT

Im zweiten Teil des WorldSBK.com-Interviews mit Jonathan Rea spricht der Kawasaki-Pilot über die Balance aus Privat- und Berufsleben, Davies und die bevorstehenden Abenteuer.

Weltmeister Jonathan Rea spricht weiter über seine erfolgreiche Saison und erzählt, was er von der unglaublichen Siegesserie von Chaz Davies zum Saison-Ende hin hält. Der Waliser griff noch mal richtig an, doch es war etwas zu spät. Rea erzählt auch, wie da Psychologie eine große Rolle spielt und warum er glaubt, dass Ducati im letzten Saisonteil einfach nicht zu knacken war.

"Er [Davies] fährt unglaublich gut", sagt Rea. "Das Motorrad ist sicher noch nicht am Ende der Entwicklung, denn sie werden noch immer besser, aber sie haben auch schon viel Erfahrung mit diesem Motorrad. Wir waren dieses Jahr etwas frisch und noch, sagen wir mal, grün hinter den Ohren, aber von seiner Leistung am Ende der Saison geht gar nichts ab."

"Alle fangen im Januar mit dem gleichen Ziel an und das ist nicht, die meisten Rennen zu gewinnen oder schnellsten Runden oder Pole-Positions zu holen. Drei, vier Fahrer wollen Weltmeister werden. Daher ist es wichtig, dieses Ziel nicht aus den Augen zu lassen. Als wir dann so viele Punkte hatten, habe ich mich im Kopf etwas mehr umgestellt. In manchen Rennen mussten wir einfach cleverer sein, wenn wir dritte Plätze akzeptieren mussten, dann haben wir dritte Plätze akzeptiert. Das gleiche war, wenn Chaz gleichauf war. Er war in Aragón und Imola unglaublich, komplett dominant und wir haben das gleiche gedacht. Ab dann hat er aber viele Fehler gemacht, ihm ist immer wieder unerklärlicherweise das Vorderrad weggerutscht und wenn er dann angespannt ist, scheint es, dass er Fehler gemacht hat. Chaz hat akzeptiert, dass er die WM nicht gewinnen kann, er war fast 100 Punkte zurück und es ist bekannt, dass man ohne Druck anders in einer Meisterschaft fahren kann."

"Es gibt aber viele wichtige Punkte, warum sie im letzten Teil des Jahres so stark waren, die drei Tests in der Sommerpause waren der Knackpunkt. Aber da gibt es noch einen Grund: Ich meine, zu dem Zeitpunkt haben wir die Meisterschaft dominiert, nicht nur ich, auch Tom, die Plätze 1 und 2 in der Meisterschaft, mit neuen Motorrädern. Aus diesen Fehlern müssen wir lernen."

Der Nord-Ire, der auf der Isle of Man lebt, ist nun zweifacher Superbike-Weltmeister und hat zuhause eine Frau und zwei Kinder. Das geht teilweise an die Substanz, die Rennfahrerei und die Familie unter einen Hut zu bekommen.

"Ich würde nicht sagen, dass es schwer ist, ein Sportler auf dem höchsten Level zu sein und eine Familie zu haben", so Rea. "Meine Familie, und ganz besonders meine Frau, ist sehr stark und es war für mich von Vorteil, dass zu Hause eine gute Balance ist. Aber es stimmt schon, dass es schwierig war, als Tyler nach seiner Geburt ständig krank war. Er hatte starke Schmerzen. Diese Schmerzen und das Kranksein, das hat 15-20 Mal am Tag gewechselt, wir haben kaum geschlafen und es war ein Horror."

"Ich erinnere mich an einen Moment vor Phillip Island, Anfang des Jahres, da war ich schwach und habe mit meiner Frau gesprochen. Ich sagte ihr: 'Ich kann dieses Jahr die Weltmeisterschaft nicht gewinnen' und es wurde mir alles zu viel, weil ich in meinen Gedanken mehr bei ihm war. Bevor wir bei ihm die richtige Medikamentierung hatten und so weiter. 6-7 Monate später, zu Saison-Mitte, ging es ihm dann richtig gut, er hat geschlafen wie ein Baby, war nicht mehr krank und ist jetzt einfach ein richtig glückliches Kind. Jetzt, zum Saison-Ende, ist er viel gewachsen, gereift und das leben ist viel einfacher und ruhiger und ich freue mich auf das kommende Jahr, denn wir haben jetzt eine gute Balance aus Leben an der Strecke und Leben zu Hause gefunden."

Wie geht es nach zwei WM-Titeln nun sportlich weiter? Natürlich ist es das Ziel, ein weiteres Mal die Krone zu verteidigen. Rea aber ist sich bewusst, dass das nicht leicht wird.

"Wir reden darüber, dass ich Weltmeister bin, aber es ist noch nicht vorbei", so Rea. "Ich meine, diese Jungs können auch Weltmeister werden. Ich glaube, dass die Meisterschaft gerade auf einem so unglaublich hohen und konkurrenzfähigen Level ist und jeder Mal seinen Tag hat, jeder Hersteller hat auch seinen Tag, aber mit zusätzlich Würze, mehr Herstellern, mehr Fahrern – das wird auf jeden Fall richtig spannend und ich werde versuchen, meine Nummer 1 zu verteidigen."